Neue Medikamente wollen sanfter und wirkungsvoller sein, doch eine aktuelle Studie brachte jetzt ans Licht: Die Hoffnungen von Ärzten und Patienten erfüllen sich nicht immer. Nur rund 20 Prozent neuer Mittel bringen den Patienten wirklich einen deutlichen Mehrwert.
Dieses Ergebnis basiert auf einer Untersuchung an 73 Präparaten, die seit Anfang 2011 auf den Markt gebracht wurden und die nach offiziellen Vorschriften des Gemeinsamen Bundesausschusses untersucht wurden. Der Bundesausschuss ist das höchste Gremium im Gesundheitswesen. Bei 23 Arzneimitteln wurde ein geringer Mehrwert diagnostiziert, bei sechs Präparaten konnte kein Zusatznutzen gefunden werden. Die Untersuchung geht auf die Arzneireform AMNOG zurück, die von der früheren Bundesregierung ins Leben gerufen wurde. Die Reform besagt unter anderem, dass Mehrkosten für ein Medikament nur dann gerechtfertigt sind, wenn ein höherer Nutzen nachweisbar ist. Das Urteil des Bundesausschusses ist maßgeblich für den Erstattungspreis, den die Kassen den Herstellern zahlen.
Besonders erschreckend war, dass bei 27 Mitteln überhaupt kein Zusatznutzen gefunden werden konnte. Deshalb werden diese Medikamente in Kürze nur noch nach festgelegten Höchstgrenzen erstattet. Weitere drei Medikamente werden ohne erneute Bewertung einer Erstattung nach Höchstgrenzen unterworfen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss geht davon aus, dass das Prüfverfahren erfolgreich läuft. Mit ihm könnten 40 bis 50 Prozent der Mittel gefunden werden, die nur einen geringen Zusatznutzen bringe. Deshalb könnten Arzneimittel noch besser so eingesetzt werden, wie sie am meisten helfen. Im Fokus der Untersuchung stehen jeweils Aspekte wie Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität. Der Ausschuss zielt explizit darauf ab, zu hohe Erstattungspreise für Mittel zu verhindern, die einen erheblichen Mehrwert bringen.