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Übergewicht und Leberkrebs: Ab einem BMI von 32 nimmt das Risiko deutlich zu

Eine Fettleber ist häufig Folge von exzessivem Alkoholkonsum. Heute tritt sie jedoch zunehmend auch im Zusammenhang mit starkem Übergewicht auf. Ärzte sprechen dann von der sogenannten nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NFLD). Sie hat in den letzten Jahren rasant zugenommen und ist mittlerweile die häufigste Lebererkrankung in den westlichen Industrienationen: 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung haben ein durch Fettansammlungen krankhaft verändertes Stoffwechselorgan. Auch wenn sie zunächst keine Beschwerden verursacht, stellt die Fettleber eine Gefahr dar: Betroffene haben ein deutlich erhöhtes Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. Über den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebsrisiko und die Chance, durch eine rechtzeitige Diagnose erfolgreich gegenzusteuern, diskutieren Experten auf dem Kongress Viszeralmedizin 2014, der vom 17. bis 20. September 2014 in Leipzig stattfindet.

Bis zu 90 Prozent der stark übergewichtigen Menschen haben eine Fettleber. Dabei kommt es zu einer Ablagerung von Fetttröpfchen in den Leberzellen. Bei einem Teil der Betroffenen entzündet sich das verfettete Organ, es entsteht eine Fettleber-Hepatitis. Wird diese nicht frühzeitig behandelt, kann aus der Hepatitis eine Leberzirrhose hervorgehen. „Die Zirrhose gilt als höchstes Risiko für die Ausbildung eines Leberzellkarzinoms“, sagt Professor Dr. med. Peter Galle, Kongresspräsident und Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums Mainz. „Aber auch ohne Zirrhose steigt das Leberkrebs-Risiko mit zunehmendem Gewicht.“ Eine Auswertung von 21 weltweit durchgeführten Studien ergab, dass eine Zunahme um fünf Einheiten des Body Mass Index (BMI) das Risiko für ein Leberzellkarzinom um durchschnittlich 39 Prozent steigerte. „Dabei fanden die Forscher, dass das Risiko ab einem BMI von 32 kg/m² überproportional zunimmt und größer wird, je mehr der BMI steigt“, erklärt Professor Galle. Männer erkranken zudem deutlich häufiger an Leberkrebs als Frauen.

„Eine Fettlebererkrankung möglichst früh zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern, hilft, die möglichen gefährlichen Folgen wie Zirrhose und Leberkrebs zu vermeiden“, so Professor Galle. Das verfettete Organ verursacht zunächst meist keine Symptome und kann erst nach Ausschluss anderer Lebererkrankungen – etwa einer viralen Hepatitis – diagnostiziert werden. Als relativ genaues Verfahren haben sich eine Ultraschalluntersuchung und die Bestimmung von Transaminase-Werten im Blut erwiesen. Vor allem für Risikopatienten, also Menschen mit Adipositas oder Typ2-Diabetes, ist eine solche Abklärung sinnvoll. „Der sicherste Weg, eine Fettleber zu diagnostizieren, ist jedoch die Biopsie, also die Entnahme einer Gewebeprobe aus der Leber“, so Professor Galle. „Da dies aber ein invasiver Eingriff ist, müssen Eingriffsrisiko und Nutzen hier sorgfältig abgewogen werden.“

Sofern Betroffene frühzeitig gegen eine Fettleber vorgehen, ist die Erkrankung oft vollständig umkehrbar – für Patienten Vorteil und Herausforderung gleichermaßen. Denn es gibt derzeit keine alternativen Therapiemöglichkeiten als die Gewichtsreduktion. Eine langsame, aber stetige Gewichtsabnahme durch Ernährungsumstellung und moderate Bewegung – etwa Treppensteigen statt Aufzug fahren – ist empfehlenswert. Zu rasches Abnehmen durch Hungerkuren und Nulldiäten sind hingegen kontraproduktiv und können die Leber zusätzlich schädigen. „Einige Studien sehen eine positive Wirkung von moderatem Filterkaffeekonsum – etwa zwei bis drei Tassen täglich – auf die Leber“, so Professor Galle. Vermieden werden sollte hingegen der übermäßige Konsum von Fruchtzucker, vor allem wenn er künstlich zugesetzt wird, wie etwa bei gesüßten Softdrinks.

Über den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Krebsrisiko und die Chance, durch eine rechtzeitige Diagnose erfolgreich gegenzusteuern, diskutieren Experten auf dem Kongress Viszeralmedizin 2014, der vom 17. bis 20. September 2014 in Leipzig stattfindet.

Quellen:
– Bhaskaran et al, Body-mass index and risk of 22 specific cancers: a population-based cohort study of 5·24 million UK adults. The Lancet, Volume 384, Issue 9945, Pages 755 – 765, 30 August 2014
– Wang Y et al, Body mass index and risk of primary liver cancer: a meta-analysis of prospective studies. Oncologist. 2012;17(11):1461-8. doi:10.1634/theoncologist.2012-0066. Epub 2012 Sep 6
– Roeb E., NASH (nicht alkoholische Steatohepatitis): Fettleber oder fatale Lebererkrankung? Zentralbl Chir 2014; 139: 168–174

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