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Neue Ursache für Leukämien bei Kindern entdeckt

Nicht ein Gen ist fehlerhaft: Es hat nur seine Markierung verloren und führt so zu akuten lymphatischer Leukämien (ALL) bei Kindern bei. Das ist, stark verkürzt, das Ergebnis einer Studie, die Wissenschaftler des Forschungsinstituts Kinderkrebs-Zentrum Hamburg jetzt in der renommierten Fachzeitschrift „The Journal of Experimental Medicine“ (JEM) veröffentlicht haben.

Leukämie ist nicht, wie bisher angenommen, ausschließlich eine genetische Erkrankung. Gen-Mutationen sind nicht alleine die Ursache, damit aus einer gesunden Zelle eine Leukämie wird“, erklärt Professor Dr. Martin Horstmann, wissenschaftlicher Direktor des Instituts, „vielmehr spielen auch epigenetische Veränderungen, das heißt chemische Veränderungen an der Gensequenz und seiner Verpackung eine wesentliche Rolle“. Die akute lymphatische Leukämie, kurz ALL, ist eine akut auftretende Form der Leukämie.

Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ist die häufigste Krebserkrankung bei Kindern. In Deutschland erkranken jährlich etwa 500 Kinder neu an ALL. Ohne Therapie verläuft diese Erkrankung innerhalb kurzer Zeit tödlich. Dank moderner Chemotherapien konnte die Überlebensrate der Erkrankten seit den 1960er Jahren von 5 auf 80 Prozent gesteigert werden. Allerdings entwickeln viele Patienten akute Nebenwirkungen oder gravierende Spätfolgen, beispielsweise andere Krebsformen (sekundäre Tumore).

Die Ergebnisse der Studie können Auswirkungen für viele ALL-Patienten haben. „Im Zentrum des von uns identifizierten Mechanismus steht das so genannte ZNF423-Gen“, so Martin Horstmann. „Denn Patienten mit einem hohen ZNF423-Spiegel neigen nach einer zunächst erfolgreichen Chemotherapie häufiger zu Rückfällen.“ Innovative, gleichwohl ungezielte epigenetische Therapieverfahren mit Substanzen aus der Wirkstoffgruppe der DNA-Methylierungs-Hemmer könnten bei Patienten mit niedrigem ZNF423-Spiegel möglicherweise die Heilungschancen verschlechtern, da sie ZNF423 aktivieren. Um in Zukunft abschätzen zu können, wie Patienten auf epigenetische Medikamente reagieren, ist es dem Krebsforscher zufolge unabdingbar, ein epigenetisches Profil jeder Erkrankung zu erstellen, um damit gezielter behandeln zu können.

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