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Neue Medikamente gegen Darmerkrankungen (CED)

Etwa 350 000 Menschen leiden hierzulande an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED), Tendenz steigend. Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa sind dabei unheilbar. Nur bei einem Teil der Patienten können die Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfälle und Übelkeit bislang gelindert werden. Nun gibt es offenbar neue Hoffnung: Die beiden Medikamente Ustekinumab und Vedolizumab stehen kurz vor der Zulassung für die Therapie.

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Neue Medikamente kurz vor der Zulassung: Ustekinumab und Vedolizumab

Berlin.– Universitätsprofessorin Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik, Campus Benjamin Franklin an der Charité–Universitätsmedizin Berlin, berichtete heute auf einer Pressekonferenz über neue Medikamente gegen Morbus Crohn und Colitits Ulcerosa. Am vielversprechendsten sei „eine frühzeitige Diagnose, gefolgt von einem Therapieansatz, der bei den Krankheitsursachen ansetzt“, wünscht sich Professorin Britta Siegmund.

Neue Medikamente: Ustekinumab und Vedolizumab

Mit der Entdeckung der Medikamente Ustekinumab und Vedolizumab sind die Experten ihrem Ziel nun einen Schritt näher gekommen. In klinischen Studien wurde deren Wirksamkeit festgestellt. Ustekinumab wird bereits bei Rheuma- und Hautpatienten erfolgreich eingesetzt und soll nun für die CED- Therapie zugelassen werden. Vedolizumab ist ein neu entwickelter entzündungshemmender Antikörper, der das Eindringen von Entzündungszellen durch die Darmwand verhindert. Das Medikament blockiert einen Rezeptor, den die schützenden Lymphozyten benötigen, um in den Darm einzuwandern. Bisher eingesetzte Medikamente hemmen das gesamte Abwehrsystem eher unspezifisch und antientzündlich, erläutert Siegmund. „Im Vergleich dazu wirkt Vedolizumab gezielt ‚darmspezifisch‘ und ermöglicht so eine neue zukunftsweisende Behandlungsstrategie. Dadurch können wir frühzeitiger eine effektive Therapie einleiten“, freut sich Professorin Siegmund.

Nicht ohne Nebenwirkungen

Eine CED tritt oft in Schüben auf. Die Hauptsymptome während der aktiven Krankheitsphasen sind starke Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme, allgemeine Erschöpfungszustände und häufige Durchfälle. Die Ursachen sind noch unzureichend erforscht. Bei einem Viertel der Betroffenen ist die Erkrankung durch eine vererbte Abwehrschwäche zu erklären. Auch Rauchen und Stress können zum Ausbruch einer CED führen. Medikamente können die Symptome lindern und auch eine sogenannte Remission erreichen, das heißt ein Inaktivität der Krankheit ohne Symptome.

Werden neue Medikamente kurzfristig die Situation deutlich verbessern? Die ursächliche Therapie wird auch weiterhin nicht zur Verfügung stehen, sagen Experten. Die beiden Medikamente sind dabei nicht ohne Nebenwirkungen.

Forscher Brian Feagan von der University of Western Ontario in Kanda und seine Forscherkollegen haben den Nutzen des Antikörpers Vedolizumab in einer grossen klinischen Studie nachgewiesen. Dazu testeten sie das Medikament während eines Jahres an gut 2000 Patienten mit Colitis ulcerosa oder Morbus-Crohn. Dabei zeigte sich: Bei meist oberflächlichen Befall des Dickdarms (Colitis ulcerosa) war er wirksamer als bei Crohn-Patienten. Der Behandlungsansatz ist zudem nicht frei von Nebenwirkungen. Ernsthafte Komplikationen wie Infektionen traten insbesondere bei Crohn-Patienten unter Vedolizumab häufiger auf als unter Placebo.

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