Dass die Forschung leben retten kann und Leben rettet, das bezweifelt wohl kaum jemand. Allerdings sorgen aktuelle Experimente von Wissenschaftlern für Aufsehen: Sie machten aus einem Virus einen Killer-Keim.
Wie weit darf Forschung gehen und welche Grenzen dürfen Wissenschaftler überqueren? Ein Experiment in den Niederlanden sorgt für eine aktuelle Debatte über diese Fragen. Denn in einem Hochsicherheitslabor der Rotterdamer Erasmus-Universität wird ein Killer-Virus unter Verschluss gehalten. Offenbar ist jener durch ein waghalsiges Experiment entstanden, das mittlerweile stark kritisiert wird. Der Virenforscher Ron Fouchier und sein Team forschen am Vogelgrippevirus vom Typ H5N1. Jener ist zwar für den Menschen sehr gefährlich, aber die Ansteckungsquote ist niedrig.
Die Forscher haben nun aus dem eher harmlosen Virus einen Killer gebastelt. Sie haben ihn genetisch so verändert, dass er hochansteckend ist. Verbreitet wird er durch Tröpfcheninfektion und seine Wirkung auf den Menschen wäre enorm. Wie Zeit.de berichtet, tötet er sieben von zehn Infizierte. Damit haben die Forscher genau jenen Alptraum erschaffen, vor dem sich Virologen und Behörden seit Jahren fürchten. Durch solch ein Virus könnte es zu einer Pandemie mit Millionen Todesopfern kommen.
Das Ziel der Wissenschaftler um Ron Fouchier war es, den Vogelgrippe-Virus H5N1 auf sein Potential hin zu untersuchen. Sie wollten bestimmen, ob der Virus das Potential für eine Pandemie hat. Auf der Influenza-Konferenz in Malta haben die Wissenschaftler Teile ihrer Studie vorgestellt. Offenbar sind die Ergebnisse alarmierend: Durch nur fünf Veränderungen in zwei Genen wurde aus dem Erreger ein hochansteckender Killer. Wie die Forscher berichten, wurden diese Mutationen bereits einzeln beobachtet. Die Schlussfolgerung der Wissenschaftler: Es könnte in der Natur leicht ein gefährlicher Mutant entstehen, der die Menschheit bedroht.
Allerdings gibt es nicht nur in den Niederlanden Forschungen auf diesem Gebiet: Offenbar haben auch japanische und amerikanische Forscher einen Krankheitskeim erzeugt, der so tödlich wie das Vogelgrippevirus und so ansteckend wie das Schweinegrippevirus ist. Das berichtete die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) und beruft sich auf Artikel in den amerikanischen Wissenschaftsmagazinen New Scientist und Science Insider. Die genauen Ergebnisse der Tierversuche wurde bislang aber noch nicht in einem Fachmagazin veröffentlicht. Eigentlich sollten die Studien im Fachmagazin Science erscheinen. Presseberichten zufolge wurde dies aber vom amerikanischen Gremium für Biosicherheit (National Science Advisory Board for Biosecurity, NSABB) blockiert. Es wird befürchtet, dass die „Bauanleitung“ eines solchen Virus in die falschen Hände gelangen könnte.