Mit einer geschätzten Häufigkeit von 20 Prozent bei Kindern und etwa fünf Prozent bei Erwachsenen ist die Neurodermitis in westlichen Industrienationen eine der häufigsten chronischen Hauterkrankungen. Sie geht oft der Entwicklung von Heuschnupfen und Asthma voraus und ist mit einer Reihe anderer Erkrankungen assoziiert. Ein großer Teil des Risikos, Neurodermitis und Allergien zu entwickeln, wird vererbt. In Kombination mit Umwelteinflüssen kommt es zur Krankheitsentstehung.
Unter Leitung von Professor Dr. Stephan Weidinger, Dr. David Evans von der Universität Bristol und Dr. Joachim Heinrich vom Helmholtz-Zentrum München wurde jetzt im Rahmen des „EAGLE“-Konsortiums (EArly Genetics and Lifecourse Epidemiology) die bisher weltweit größte Genetik-Studie zu Neurodermitis durchgeführt. Forscherinnen und Forscher aus zwölf Ländern, darunter Australien, Kanada, USA sowie neun europäischen Staaten, haben in Kooperation innerhalb von zwei Jahren das gesamte Erbgut bei mehr als 10.000 Patienten und 40.000 Gesunden untersucht.
Dabei zeigten drei bislang nicht mit Neurodermitis in Zusammenhang gebrachte Genvarianten deutliche Effekte auf das Krankheitsrisiko. Zwei dieser Genvarianten spielen eine Rolle für die Aufrechterhaltung der natürlichen Hautbarriere, während die dritte Genvariante Auswirkungen auf die Immunregulation hat und in der Vergangenheit schon mit Asthma- und Allergieentstehung in Verbindung gebracht wurde. Professor Dr. Stephan Weidinger kommentiert: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei der Entstehung von Neurodermitis mehr Gene mit verschiedenen Funktionen beteiligt sind, als bisher angenommen.
Sie helfen uns, die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und sie können zur Entwicklung neuer Tests zur Risikoabschätzung und neuen Behandlungsmethoden beitragen. Bisher kannten wir zwei gut untersuchte Risikogene, die wir nun auch erneut bestätigen konnten, dazu kommen drei neue Risikogene, die wir identifiziert haben. Wir wenden uns jetzt den Fragen zu, wie wir mit dem neu erworbenen Wissen die Prävention und Diagnostik verbessern können, um so neue Therapieansätze zu entwickeln.“