So wie viele andere Formen des Glücksspiels steht auch die Sportwette in der Öffentlichkeit im Verruf. Grund ist, dass sie als potentieller Suchtgegenstand bei betroffenen Personen finanziellen Ruin und emotionale Störungen zur Folge haben kann. Spielsucht, oder pathologisches Spielen, ist eine Impulskontrollstörung, denn den betroffenen Personen ist es nicht mehr möglich, auf Glücksspiele zu verzichten. Deshalb wird sie auch als psychologische Krankheit eingestuft.
Die Suchtspirale: 3 Phasen der Spielsucht
Wie jede Sucht hat auch die Spielsucht einen harmlosen Ausgangspunkt. Was als unterhaltsame Freizeitbeschäftigung beginnt, kann bald in eine Abwärtsspirale ziehen. Diese ist von 3 Phasen geprägt:
Im Anfangsstadium, der Gewinnphase, ist das Glücksspiel nicht mehr als ein vergnüglicher, gelegentlicher Zeitvertreib. Weil dieser als aufregend empfunden wird und gelegentliche Gewinne weiter reizen, wird immer häufiger gespielt. Es dauert nicht lang, dann setzt die Verlustphase ein.
In diesem Stadium werden Verluste, die immer häufiger auftreten, bagatellisiert und Gewinne hochstilisiert. Betroffene spielen immer weiter, bis alle finanziellen Rücklagen aufgebraucht sind. An diesem Punkt ist ein Aufhören kaum mehr möglich. Stattdessen werden Schulden gemacht oder das Geld wird über kriminelle Handlungen beschafft. Soziale Kontakte werden zunehmend vernachlässigt, der Arbeitsplatz wird aufs Spiel gesetzt.
Mit der letzten Phase, der Verzweiflungsphase, ist das Suchtstadium erreicht. Der Alltag des Süchtigen wird nunmehr komplett vom Glücksspiel beherrscht. Einer geregelten Arbeit nachzugehen ist nicht mehr möglich. Die Sucht bestimmt auch die Persönlichkeit. Betroffene sind unruhig, gereizt und leben in sozialer Isolation. Depressionen und Selbstmordgedanken sind an diesem Punkt keine Seltenheit.
Das Suchtpotential der Sportwette und die Instrumentalisierung von Studien
Jede Form der Sucht stellt ein gesellschaftliches Problem dar, da sie ihre Individuen auffrisst und kontrolliert. Deshalb sehen sich die Gesellschaft und ihre Institutionen gezwungen, damit auseinander zu setzen. Der Staat, als Patron, ergreift Maßnahmen zum Schutz seiner Schutzbefohlenen.
Unzählige Studien mit ebenso unzähligen Schlüssen sind Ergebnis dieser Auseinandersetzung und werden herangezogen, um die regulatorischen Entscheidungen der Regierung zu rechtfertigen. So unterschiedlich die Ergebnisse auch sein mögen, so kommt doch eines immer wieder heraus:
Der Großteil der Spielsüchtigen beginnt und verfolgt seine „Karriere“ am Spielautomaten oder im Casino. Auch die Geldsummen, welche Automatenspieler einsetzen, sind um das doppelte höher, als jene des Sporttippers.
Eine Studie der Universität Bremen aus dem Jahr 2005 widmet sich speziell dem Lotto und der Sportwette. Doch hier geht es weniger darum, das Produkt der Sportwette mit anderen Glücksspielformen in Vergleich zu setzen, sondern ihr Suchtpotenzial ganz allgemein zu untersuchen.
Die Sportwette wird als problematisch identifiziert, da der Spieler einer „illusionären Kontrollüberzeugung“ anhängt. Anders als beim Lotto würden Sporttipper nicht nur den Zufall, sondern auch die eigene fachliche Kompetenz als entscheidenden Faktor einstufen.
Diese optimistische Erwartungshaltung durch Verfeinerung der Spielstrategie endlich zum Erfolg zu gelangen, sei eine starke Triebfeder, die anderen Glücksspielformen fehlt. Conclusio der Studie ist daher die Empfehlung, die Sportwette im Staatsmonopol zu belassen.
Ein Urteil, dass dem Staat, der zu jener Zeit noch gegen die Liberalisierung ankämpft, durchaus entgegen kommt. Passend ist selbstverständlich auch, dass die Studie vom Land Nordrhein-Westfalen in Auftrag gegeben wurde.
Eine jüngere Studie des Markt- und Sozialforschungsinstituts TNS Emnid aus dem Jahr 2011 kommt hingegen zu dem Schluss, dass nicht das Spiel, sondern die Spielerpersönlichkeit ins Zentrum der Betrachtung zu rücken sei. Das konkrete Spiel, dem der Süchtige frönt, ist mehr oder minder zufällig.
Denn die Studie zeigt, dass der Zufall und die „Griffnähe“ bestimmen, welche Spielform gewählt wird. Der Spielhalle „ums Eck“ und dem Internet kommen aufgrund der Verfügbarkeit daher große Bedeutung zu. Die Empfehlung der Studienmacher ist daher, alle Spielangebote der nationalstaatlichen Kontrolle zu unterstellen, indem man sie legalisiert. Wer Spieler schützen wolle, der muss ihre Kompetenz im Umgang mit risikoreichen Spielen fördern, Verbote wären nutzlos.
Weitere Informationen zum Thema Spielsucht sowie Anlaufstelle für Betroffene: