Das Grippe-Medikament Tamiflu des Pharmakonzerns Roche ist zum Kassenschlager geworden. Während der Schweinegrippepandemie haben Länder einen deutlichen Notvorrat angelegt. Eine Forschergruppe zweifelt nun an der Wirkung. Und zudem: Nebenwirkungen sollen von den Herstellern verschwiegen worden sein.
Seitdem das Grippemittel Oseltamivir, besser bekannt als Tamiflu, 2002 auf den Markt gekommen ist, hat es das Medikament zum Kassenschlager gebracht. Selbst die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfielt das Medikament. Daraufhin haben verschiedene Staaten begonnen für den Ernstfall wie einer Pandemie Notrationen anzulegen. Das Grippemittel verkauft sich somit also prächtig. Denn es soll die Dauer einer Influenzagrippe laut Hersteller um ein bis zwei Tag verringern. Zudem verlaufe eine Grippe damit insgesamt harmloser und ohne Komplikationen.
Eine Untersuchung der renommierten Cochrane Collaboration unter Leitung von Tom Jefferson kritisiert nun aber den Hersteller Roche. Die Cochrane Collaboration ist ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Ärzten, das sich an den Grundsätzen der evidenzbasierten Medizin orientiert. Demnach habe Roche nur einen Bruchteil der Forschungsdaten zu Tamiflu je veröffentlicht. Der Hersteller weigere sich mehr als ein Viertel dieser unveröffentlichten Daten für eine unabhängige Analyse zur Verfügung zu stellen. Die Forscher der Cochrane mussten daher auf unvollständige Daten der nationalen Zulassungsstellen der USA, der europäischen Union und Japans zurückgreifen.
Die Wissenschaftler um Tom Jefferson bestätigen zwar, dass eine Grippe durch Tamiflu durchschnittlich um 21 Stunden verkürzt wird. Allerdings gibt es keine Hinweise drauf, dass es Komplikationen verhindert oder das Ansteckungsrisiko vermindert, wie der Hersteller behauptet. Das Mittel ist also weniger wirksam und hat schwerere Nebenwirkungen. Offenbar waren in Studien des Hersteller selbst psychische Beeinträchtigungen und Störungen des Nervensystems aufgetreten, wie die unabhängigen Forscher im „Cochrane Database of Systematic Reviews“ schreiben. Stattdessen werden die Nebenwirkungen verhamlost: „Es gab keine durch das Mittel verursachten schweren Nebenwirkungen.“
Ein weiterer Vorwurf: Die meisten Studien von Roche selbst wurden nicht unabhängig publiziert. Im „British Medical Journal“ bestätigt Roche laut Welt Online, dass Studien von Ghostwritern geschrieben wurden.