Das Harding Zentrum für Risikokompetenz am Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat über 400 amerikanische Allgemeinärzten zum Thema Kebsfrüherkennung befragt. Das Ergebnis: Es besteht offenbar ein Irrglaube unter Medizinern, wenn es um die Krebsfrüherkennung geht. Denn eine eine gestiegene Überlebensrate und eine höhere Anzahl an durch Früherkennung entdeckten Tumoren beweisen offenbar nicht, dass die Früherkennung wirklich Leben rettet.
Rettet die Krebsfrüherkennung Leben?
Denn die statistische Überlebensrate von Krebskranken wird nur über einen Zeitraum von fünf Jahren nach der Diagnose erfasst. Die Früherkennung hat zwar einen Einfluss auf Fünfjahres-Überlebensrate, da der Tumor früher entdeckt wird. Wenn sie aber im sechsten Jahr nach der Diagnose sterben, dann hat sich nur die Statistik verbessert. Tatsächlich könnte es sogar sein, dass kein einziges Leben durch Früherkennung gerettet wird. Über drei Viertel der befragten Ärzte war dieser Zusammenhang jedoch nicht bewusst.
Ärzte verstehen Statistiken zur Krebsfrüherkennung nicht
Viele Ärzte saßen einem weiteren Irrglauben auf: Sie dachten, dass eine höhere Anzahl an durch Früherkennung entdeckten Tumoren zeige, dieses würde Leben retten. Doch laut Forscher des Max-Planck-Instituts muss das überhaupt nichts bedeuten. So kann es beispielsweise bei langsam wachsenden Prostatatumoren, die gesundheitlich nie beeinträchtigt hätten, zu Übertherapie kommen. Die Behandlung ist für solche Patienten dann ohne Nutzen, während sie jedoch zusätzlich dem Risiko von Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz ausgesetzt werden.
Vor dem Hintergrund, dass Früherkennungsuntersuchungen häufig mit genau diesen Daten angepriesen werden und Patienten geraten wird, ihre Entscheidung mit ihrem Arzt zu diskutieren, sind die Ergebnisse dieser Studie höchst brisant.