Übergewicht ist medizinisch betrachtet eine Stoffwechselstörung, die mittlerweile zur weltweiten Epidemie geworden ist. Deshalb arbeiten Forscher rund um den Globus daran, die genauen Ursachen für diese Stoffwechelsstörung zu finden. Dabei ist Übergewicht nicht nur eine Belastung für die Gesundheit der Betroffenen. Auch volkswirtschaftlich ist der Schaden aufgrund hoher sozio-ökonomischer Kosten groß. Ein Team von Wissenschaftler haben nun den menschlichen Fettstoffwechsel analysiert.
Um Übergewicht vorzubeugen und auch zu behandlen, ist ein besseres Verständnis des menschlichen Fettstoffwechsels notwendig. Darüber sind sich Forscher und Mediziner einig. Physiker der Universität Wien haben nun in einer internationalen Zusammenarbeit unter schwedischer Leitung mit Hilfe der C-14-Methode das menschliche Fettgewebe untersucht. Die Ergebnisse sind in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlich worden.
Dabei berichten die Forscher darüber, dass das menschliche Fettgewebe als „Sparkasse“ und Depot für Fettsäuren dient. Zwar ist klar, dass die Masse von Körperfett auf Aufnahme und Abbau beruht. Der genaue Ablauf dieser Prozesse ist bisher aber kaum bekannt. So war bis jetzt nicht klar, wie lange menschliche Fettsäuren gespeichert werden, oder ob es etwa mehrere Reservoirs mit unterschiedlich langer Speicherdauer gibt. Durch eine neue Methode konnten Forscher diese Fragen nun beantworten.
Eine Gruppe von Wissenschaftern unter der Federführung des Karolinska Universitätsspitals und des Karolinska Instituts in Stockholm hat ein Verfahren angewandt, um das Alter von Triglyceriden aus menschlichem Fettgewebe zu bestimmen. Die Untersuchungen ergaben, dass das durchschnittliche Alter von Triglyceriden bei Normalgewichtigen bei 1,3 Jahren liegt. Frühere Vermutungen wurden damit bestätigt. Dieser Wert blieb bei Normalgewichtigen unabhängig von Geschlecht oder Alter gleich, auch verschieden große Fettzellen aus demselben Gewebe zeigten keine Unterschiede. Triglyceride kommen in der Nahrung häufig vor, etwa 90 Prozent des Nahrungsfetts besteht aus ihnen. Dieses Fett wird aber nicht nur durch Lebensmittel aufgenommen: Der Körper kann diese Fettart auch selbst herstellen, und zwar aus überschüssigem Zucker oder aus Alkohol. Sind zu viele Triglyceride im Blut, ist der Fettstoffwechsel gestört.
Deutliche Unterschiede bestanden bei den Untersuchungen der Forscher dabei zwischen normal- und übergewichtigen Probanden. Übergewichtige zeigten sowohl eine um ca. 50 Prozent erhöhte Fettaufnahme als auch eine längere Speicherdauer von 2,1 Jahren. Beides trägt dazu bei, dass Übergewichtige ungefähr das doppelte Körperfett mit sich herumtragen. Um etwas über den biologischen Mechanismus herauszufinden, wurde Fettgewebe der Probanden auch im Labor untersucht. Fettzellen, die von Personen besonders lange gespeichert worden waren, ließen sich auch im Reagenzglas schwer zum Abbau stimulieren.
Untersucht wurde auch der Zusammenhang mit Insulinresistenz. Dabei handelt es sich um eine Stoffwechselstörung, die mit Übergewicht und Diabetes einhergeht. Bei insulinresistenten Personen war die Fettaufnahme zwar unverändert, aber die Speicherdauer verlängert. Auch PatientInnen, die an familiär kombinierter Hyperlipidämie leiden, wurden untersucht. Dabei handelt es sich um eine erbliche Fettstoffwechselkrankheit, von der ca. jede 250ste Person betroffen ist und die schon in mittleren Jahren Herzinfarkte verursacht. Diese PatientInnen zeigten eine reduzierte Fettaufnahme und einen langsamen Abbau. Ihr Fettgewebe kann also seine biologische Aufgabe, Fett zu speichern und in schlechten Zeiten wieder abzugeben, nicht erfüllen.